WERA Publication Award 2023 an zwei Regensburger Forschende vergeben

Dr. med. Vinzenz Völkel und Dr. phil. Patricia Lindberg-Scharf wurden auf dem ersten Netzwerktreffen des CCC WERA (Zusammenschluss der Comprehensive Cancer Center in Würzburg (CCC MF), Erlangen (CCC ER-EMN), Regensburg (CCCO) und Augsburg (CCCA))  (https://www.ccc-wera.de) in Augsburg mit dem „WERA Publication Award 2023“ ausgezeichnet. Die Publikation „Colorectal cancer survivors’ long-term recollections of their illness and therapy up to seven years after enrolment into a randomised controlled clinical trial” wurde aus 21 Einsendungen von einer Jury aus Patient*innenvertretern ausgewählt. Dieser Preis belohnt auch die jahrelange Arbeit der Forschungsgruppe „Lebensqualität“ am Tumorzentrum Regensburg/ Zentrum für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung der Universität Regensburg um Prof. Dr. Monika Klinkhammer-Schalke; sie untermauert die Bedeutung der onkologischen Versorgungsforschung, für die der Standort und insbesondere das Zentrum für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung überregional und international bekannt sind.

Hintergrundinformation zur ausgezeichneten Forschungsarbeit:
Als Folge wirksamer Behandlungsverfahren nimmt die Zahl der Langzeitüberlebenden von Darmkrebs immer mehr zu. „In Anlehnung an eine frühere Studie über Brustkrebspatientinnen war es das Ziel der Untersuchung, die Erinnerungen von Darmkrebspatientinnen an ihre Krankheits- und Behandlungserfahrungen bis zu sieben Jahre nach ihrer Teilnahme an einer randomisierten kontrollierten klinischen Studie zur direkten Verbesserung der Lebensqualität (RCT DIQOL) zu untersuchen“, erklären Dr. Völkel und Dr. Lindberg-Scharf.
Hierfür erhielten Darmkrebs-Überlebende aus der Region im Durchschnitt 78,3 Monate nach Beginn ihrer Therapie und der Teilnahme am RCT DIQOL einen Fragebogen, in dem nach den schlimmsten Erfahrungen während der Darmkrebserkrankung, nach positiven Aspekten der Krankheit und nach Ratschlägen, die sie neu diagnostizierten Patienten geben würden, gefragt wurde. Die Antworten der Patienten wurden in Kategorien eingeteilt und quantitativ analysiert.
Von 146 verbleibenden Überlebenden, die ursprünglich in die RCT DIQOL aufgenommen wurden, sandten 96 (66 %) den Fragebogen zurück. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Mehrheit (33 %) der Aussagen zur schlimmsten Erfahrung sich auf „psychische Belastung“ bezogen, gefolgt von „Verdauungsstörungen und Unbehagen beim Stuhlgang“ (17 %) sowie „Krebsdiagnose“ (16 %). Von den Überlebenden mit einem Stoma in der Vorgeschichte bezeichnete die Mehrheit (36 %) das „Stoma“ als ihr schlimmstes Erlebnis. Mit 45 % war die „Veränderung der Lebensprioritäten“ die häufigste positive Kategorie vor der „Unterstützung durch Ärzte/Pflegepersonal“ (25 %). 43 % der Überlebenden hielten „Kampfgeist“ für den wichtigsten Ratschlag zur Bewältigung der Krankheit.
Die Studie zeigt, dass sich die Überlebenden von Darmkrebs auch nach vielen Jahren noch deutlich an Erfahrungen aus der Zeit ihrer Erkrankung erinnern. In Anlehnung an die Ergebnisse der vorangegangenen Studie über Brustkrebsüberlebende kristallisierten sich „psychische Belastung“, „Veränderung der Lebensprioritäten“ und „Kampfgeist“ als herausragende Komponenten heraus. Darüber hinaus sind einige Aspekte wie die Auswirkungen eines Stomas für Überlebende von Darmkrebs von besonderer Bedeutung. Dr. Völkel betont: „Gerade bei fortgeschrittenen Darm-Tumoren ist die vorübergehende oder dauerhafte Anlage eines künstlichen Ausgangs manchmal unumgänglich. Umso wichtiger ist es, sich bewusst zu machen, als wie belastend ein solcher Eingriff von den Betroffenen wahrgenommen wird; selbst nach vielen Jahren beeinflusst er die Erinnerung an die erfolgreich therapierte Krebserkrankung.  Möglicherweise muss dieses Thema bereits bei der Therapieplanung ausführlicher besprochen werden, um den Patientinnen und Patienten die Angst zu nehmen.“
Die Erkenntnisse der UR-Studie können dazu beitragen, Kommunikations- und Behandlungskonzepte besser auf die Bedürfnisse von Patientinnen auszurichten.


Originalpublikation:
Völkel, V., Steinger, B., Koller, M. Klinkhammer-Schalke M., Lindberg-Scharf P. „Colorectal cancer survivors’ long-term recollections of their illness and therapy up to seven years after enrolment into a randomised controlled clinical trial”. BMC Cancer 23, 149 (2023). https://doi.org/10.1186/s12885-023-10604-z


Über das Tumorzentrum Regensburg/ Zentrum für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung:
Das heutige Zentrum für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung (ZeV) der Universität Regensburg wurde 1991 als neutrales, unabhängiges und sektorenvernetzendes „Tumorzentrum Regensburg“ für den Bereich Onkologie gegründet. Zu seinen zentralen Aufgaben zählt die wissenschaftliche Nutzung versorgungsnaher Daten aus der behandlungsbegleitenden onkologischen Dokumentation. Durch sektorenübergreifendes Monitoring des gesamten Krankheitsverlaufes auf Patientenebene trägt es zudem maßgeblich zum kontinuierlichen Qualitätssicherungsprozess bei. Dies beinhaltet u.a. die Unterstützung von Zertifizierungsprozessen, die Verbesserung von Leitlinienimplementierung und die Durchführung von Qualitätszirkeln. All dies zielt auf eine Stärkung der interdisziplinären Zusammenarbeit in Forschung und Versorgung in der Region ab.  Auf diese Weise konnte das Zentrum für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung in den letzten Jahren gemeinsam mit vielen Fachabteilungen der Medizinischen Fakultät und in Verbindung mit regionalen Krankenhäusern und niedergelassenen Praxen wegweisende Forschungsprojekte entwickeln und durchführen.  Beispielhaft sind viele regionale und bundesweite registerbasierte Studien zu spezifischen Versorgungsfragen, aber auch die mit dem anerkannten Wilfried-Lorenz Preis des Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung ausgezeichneten randomisierten Lebensqualitätsstudien im Bereich Mamma- und kolorektales Karzinom, das Curriculum Registerbasierte Forschung (REGIBA), das Projekt „Wirksamkeit zertifizierter Zentren“ (WiZen) oder die derzeit laufenden Projekte „onkologisches Krebsforschungsdatenzentrum“ (onkoFDZ) und „Lebensqualität bei LungenkarzinompatientInnen“ (LePaLuMo). Durch zahlreiche nationale wie internationale Kooperationen und die Teilnahme an renommierten Forschungsprojekten konnte über die Jahre eine herausragende Expertise im Bereich klinischer Versorgungsforschung aufgebaut werden.

Über das CCC WERA
Die CCC Allianz WERA ist ein Zusammenschluss der Comprehensive Cancer Center in Würzburg (CCC MF), Erlangen (CCC ER-EMN), Regensburg (CCCO) und Augsburg (CCCA). Mit ihren vier Standorten ist sie Teil des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF). Ab 2023 fördert die Deutsche Krebshilfe die CCC Allianz WERA als “Onkologisches Spitzenzentrum der Deutschen Krebshilfe“.
Die CCC Allianz WERA wurde am 2. Februar 2023 zum offiziellen NCT-Standort durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ernannt:
Das NCT WERA kann zukünftig mit bis zu 14,5 Millionen Euro pro Jahr durch das BMBF gefördert werden. Das Ziel von CCC WERA ist der Ausbau national und international kompetitiver Forschungsallianzen zur schnellen Umsetzung von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis. Darüber hinaus sieht sich die Allianz verpflichtet, mehr als 8 Millionen Einwohner in einem großen Teil von Bayern mit Spitzenmedizin zu versorgen. Dafür stehen die vier Comprehensive Cancer Center in engem Austausch miteinander, um für Patienten die bestmögliche Versorgung abzustimmen.

Von: Universität Augsburg