CatalYm, eine Firmenausgründung der Universität Würzburg, entwickelt eine neue Krebstherapie. Nach einer erfolgreichen Phase-1-Studie konnte das Unternehmen jetzt 50 Millionen Euro bei Investoren einsammeln.
Jörg Wischhusen ist Professor an der Frauenklinik des Würzburger Universitätsklinikums. Vor etlichen Jahren schon erkannte der Immunologe, dass sich Tumorzellen durch die Produktion des Proteins GDF-15 dem Zugriff des Immunsystems entziehen können. Von da an erforschte sein Team GDF-15 als neue Zielstruktur für die Tumortherapie. Basierend auf dieser Idee, wurde im Jahr 2016 CatalYm als Spin-off aus der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) heraus gegründet. Ziel des Unternehmens ist es, eine neuartige Krebstherapie zu entwickeln für solche Fälle, bei denen gängige Therapien nicht mehr anschlagen.
Überzeichnete Finanzierungsrunde
Bereits im Jahr 2020 konnte CatalYm mit dieser Idee Investoren überzeugen und von ihnen 50 Millionen Euro einsammeln. Damit war die JMU-Ausgründung in der Lage, eine klinische Phase-1-Studie zu finanzieren, um dabei den neuen Wirkstoff an einer kleinen Gruppe von Patientinnen und Patienten zu testen. Jetzt konnte CatalYm diesen Erfolg wiederholen: Überzeugt von den Ergebnissen der Phase-1-Studie waren Investoren dazu bereit, das Unternehmen erneut mit 50 Millionen Euro zu unterstützen. Tatsächlich war das Interesse potenzieller Finanziers an einem Investment so groß, dass nicht alle zum Zug kommen konnten, wie Jörg Wischhusen sagt.
Die überzeichnete Finanzierungsrunde wurde von den neuen Investoren Brandon Capital und Jeito Capital angeführt, mit Beteiligung der bestehenden Investoren Forbion, Novartis Venture Fund, Vesalius Biocapital III, Bayern Kapital, BioGeneration Ventures und Coparion.
Klinische Daten sind vielversprechend
CatalYm entwickelt monoklonale Antikörper, die das effektive Eindringen von Immunzellen in die Mikroumgebung von Tumoren unterstützen sowie ihre Aktivierung und Vermehrung, um die Tumorzellen effektiv zu bekämpfen. Leitprodukt ist der Wirkstoff Visugromab, der dazu in der Lage ist, den vom Tumor produzierten Wachstums- und Differenzierungsfaktor 15, kurz GDF-15, zu neutralisieren. GDF-15 ist ein komplett neuer Angriffspunkt in der modernen Krebsmedizin und spielt eine zentrale Rolle beim Schutz des ungeborenen Kindes vor dem mütterlichen Immunsystem. Tumore sind in der Lage diesen etablierten Mechanismus zu nutzen, um sich dem Immunsystem zu entziehen. Damit sind Resistenzen gegen derzeit verfügbare Standardbehandlungen und aktuelle Immuntherapie-Ansätze verbunden.
Wie die Ergebnisse der bereits abgeschlossenen Phase-1-Studie bestätigen, kann die Blockade von GDF-15 bei einer Vielzahl von Tumorerkrankungen therapeutisch relevant sein. „Die klinischen Daten sind vielversprechend“, sagt Jörg Wischhusen. So habe der Wirkstoff im Kombination mit einem etablierten Checkpoint Inhibitor bei einigen stark vorbehandelten Patienten sehr gut gewirkt, die auf gängige, bereits zugelassene und neue experimentelle Therapieformen nicht mehr angesprochen hatten.
Phase-2-Studie gestartet
Basierend auf diesen ersten vielversprechenden Daten hat CatalYm dieses Jahr eine Phase-2-Studie begonnen, um die Patienten und Tumorindikationen zu identifizieren die am meisten von der visugromab Kombinationstherapie mit Checkpoint Inhibitoren profitieren. Diese konnte dank der neuerlichen finanziellen Unterstützung ausgeweitet werden und läuft in Kliniken in Deutschland, Spanien, der Schweiz und den USA; Ende 2023 wird sie voraussichtlich beendet sein. Sollten sich bis dahin die guten Ergebnisse bestätigt haben, steht eine weitere klinische Studie an, die noch deutlich mehr Patientinnen und Patienten einschließen muss, als dies bisher der Fall war, damit der Wirkstoff die Zulassung erhält.
Unterstützung vom SFT
Unterstützung auf seinem Weg von der Idee bis zum erfolgreichen Spin-off bekamen die Ausgründer in den ersten Jahren vom Servicezentrum Forschung und Technologietransfer der Universität Würzburg. Dr. Iris Zwirner-Baier, Leiterin des SFT, hatte das Potenzial hinter der Idee schon frühzeitig erkannt und dem Team dabei geholfen, die neuartige Krebstherapie von Beginn an durch die konsequente Anmeldung von Patenten zu schützen. Auch als es darum ging, dem Unternehmen durch die exklusive Lizenzvergabe des Patentportfolios an die CatalYm GmbH einen guten Start zu ermöglichen, waren sie und ihre Kolleginnen und Kollegen vom SFT beteiligt. „Es ist unser Ziel, innovative Ideen in wertvolle Patente umzusetzen. Gleichzeitig unterstützen wir unsere Ausgründungen von Anfang an. Deren Erfolge ist ein dickes Lob für unsere Arbeit“ sagt Zwirner-Baier.
Gratulation vom Vizepräsidenten
Professor Matthias Bode, Vizepräsident der JMU für Innovation und Wissenstransfer, ist stolz auf den erneuten Erfolg dieser universitären Ausgründung. „Wie das Beispiel von CatalYm zeigt, entstehen an der Universität Würzburg sehr viele sehr gute Ideen, die uns in Notfällen sehr gute Dienste leisten können“, sagt er. Es sei sehr schön, zu sehen, wie aus zunächst rein wissenschaftlichen Ansätzen neue Unternehmen entstehen, die sich erfolgreich am Markt behaupten können. Zu der erfolgreichen zweiten Finanzierungsrunde gratulierte Bode dem CatalYm-Team.
Nachdem das Gründungsteam um Professor Jörg Wischhusen die CatalYm GmbH zunächst im universitären Umfeld aufgebaut hatte, ist das Unternehmen Ende 2018 ins Biotechcluster nach Martinsried umgezogen, wo es noch heute seinen Sitz hat und von einer Reihe erfahrener Biotech-Entrepreneure um den CEO Phil L’Huillier geleitet wird. Jörg Wischhusen steht dem Unternehmen weiter als Berater und Observer im Aufsichtsrat zur Verfügung; zusätzlich begleitet er dessen Weg als Mitglied im Komitee für Forschung und Entwicklung.
Kontakt
Prof. Dr. Jörg Wischhusen, T: +49 931 201-25291, wischhusen_j@ukw.de
Dr. Iris Zwirner-Baier, T: +49 931 31-84050, iris.zwirner-baier@uni-wuerzburg.de
Von: Pressestelle Universität Würzburg