BZKF-AYA Studie zur Verbesserung der Heilungschancen junger Patientinnen und Patienten mit Tumoren des zentralen Nervensystems

Erlangen, 26.09.2024 Jugendliche und junge Erwachsene (Adolescents and Young Adults „AYA“, 15 bis 39 Jahre), welche die Diagnose eines bösartigen Tumors des zentralen Nervensystems erhalten, sind eine besondere Gruppe von Patientinnen und Patienten. Die Heilungsaussichten sind nicht durchweg günstig und oft treten Spätfolgen der Erkrankung und der Therapie auf. In der AYA-Studie des Bayerischen Zentrum für Krebsforschung (BZKF) arbeiten Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte sowie Erwachsenenmedizinerinnen und -mediziner in einem innovativ strukturierten Netzwerk eng zusammen. Dadurch sollen im Rahmen eines Forschungsprojekts zunächst die Diagnostik und in einem weiteren Schritt die Behandlung dieser Patientengruppe erheblich verbessert werden. Entscheidend dabei ist eine Kooperation mit der Mint Medical GmbH (Teil der Brainlab Companies), mit der eine bereits bestehende cloudbasierte Datenintegrationsplattform so weiterentwickelt wurde, dass um-fassende Datensätze und Analysen der sechs kooperierenden bayerischen Universitätskliniken nahtlos auf einer IT-Plattform integriert werden können.

Das Forschungsvorhaben wurde in den letzten Monaten von den Studiengruppen „Primäre und sekundäre Hirntumoren bei Erwachsenen“ und „ZNS-Tumoren des Kindes- und Jugendalters“ im BZKF gemeinsam entwickelt. Dabei wurden in enger Zusammenarbeit mit hochkarätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Methodenbausteine z. B. zur Weiterverarbeitung von Bildgebungsdaten sowie Tumorgewebe und Nervenwasser (Liquor) entwickelt. Diese ermöglichen einen wissenschaftlich fundierten und datenschutzgerechten Daten- und Materialtransfer zwischen den bayerischen Universitätskliniken und angeschlossenen außeruniversitären Einrichtungen sowie die anschließende wissenschaftliche Auswertung.

Professor Dr. Peter Hau, Studienleiter und Sprecher der BZKF-Studiengruppe „Primäre und sekundäre maligne Hirntumoren bei Erwachsenen“, erklärt: „Eine umfassende Biomaterial- und Bildgebungs-basierte Studie für die vielschichtige Bewertung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Hirntumoren ist in Deutschland – im Gegensatz zu anderen Ländern – bisher noch nicht etabliert worden. Mit der BZKF-AYA Studie werden erstmals alle verfügbaren Daten in die Diagnostik einbezogen. So können z. B. Daten aus Magnetresonanztomografie (MRT) und Positronenemissionstomografie (FET-PET)-Bildgebung, aus Flüssigbiopsien und Strahlentherapiepläne wichtige Informationen über die Biologie und Prognose der Tumorerkrankung beisteuern und möglicherweise mittelfristig die Therapie entscheidend verbessern.“

Professor Dr. Dr. Michael Frühwald, Co-Studienleiter und Sprecher der BZKF-Studiengruppe „ZNS-Tumoren des Kindes- und Jugendalters“, fügt hinzu: „Die Heilungschancen für Jugendliche und junge Erwachsene mit bösartigen ZNS-Tumoren sind nach wie vor extrem unbefriedigend. Bei vielen Patientinnen und Patienten kommt es trotz aggressiver Therapien zu einem Wiederauftreten der Tumoren nach der ersten Behandlung. Die Tumorbiologie und die klinischen Bedürfnisse sind innerhalb der Altersgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen vergleichbar. Eine gemeinsame Behandlung der Patientengruppe durch Kinder- und Erwachsenenärztinnen und -ärzte wird durch Wissensaustausch innerhalb des BZKF und Bündelung von Ressourcen zu einem verbesserten Behandlungsergebnis beitragen.“

Beide Studienleiter sind optimistisch, dass die BZKF-AYA Studie zu einer erheblichen Verbesserung von Diagnose und Therapie beitragen kann. Denn in den letzten Jahren wurde der Nutzen sogenannter liquid biopsies (Flüssigmaterial-proben, z. B. Liquor und Blut) bei der Diagnostik von Hirntumoren gezeigt. So konnten nicht nur Rückschlüsse auf die Art des Tumors gezogen werden, sondern auch genetische Merkmale des Tumors aufgedeckt und Aussagen zu möglicherweise hochwirksamen Therapien getroffen werden. Ähnliche Entwicklungen sind in der Nutzung von Bildgebungsinformationen aus MRT und FET-PET sowie von Strahlentherapieplänen bekannt. Diese Erkenntnisse werden nun in der BZKF-AYA Studie erstmals zusammengefasst und in einer Gruppe von Patientinnen und Patienten mit primären Hirntumoren untersucht. Ziel ist es, damit das Verständnis der Krankheitsentstehung und der Diagnose in dieser Patienten-gruppe entscheidend voranzubringen.

Bayerisches Zentrum für Krebsforschung (BZKF)
Seit der Gründung des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF) im November 2019 wird das große Ziel verfolgt, allen Bürgerinnen und Bürgern in Bayern, ganz unabhängig von ihrem Wohnort, Zugang zu bestmöglichen, neuesten und innovativen Therapien zu ermöglichen. Mit dem Zusammenschluss der sechs bayerischen Universitätskliniken in Augsburg, Erlangen, den zwei Standorten in München, Regensburg und Würzburg wird nicht nur die Krebsforschung gefördert, sondern auch Kompetenzen und Wissen zu den Themen Früherkennung, Therapie und Nachsorge von Tumorerkrankungen gebündelt und zugleich Betroffenen eine flächendeckende und interdisziplinäre Versorgung angeboten. „Das Ziel unseres Zentrums ist es, gemeinsam innovative Krebstherapien von der Grundlagenforschung über die präklinische Prüfung zu den Patientinnen und Patienten zu bringen“, so Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor des BZKF. „Neben dem Ziel, die Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten in Bayern voranzutreiben, möchten wir uns aber als starkes Konsortium etablieren, das national wie international in der Krebsbekämpfung eine entscheidende Rolle spielt“, so Prof. Dr. Mackensen weiter. Das BürgerTelefonKrebs des BZKF bietet unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 85 100 80 eine unkomplizierte Möglichkeit, sich individuell zu allen Fragen bezüglich einer Krebserkrankung beraten zu lassen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.bzkf.de

Von: Bayerisches Zentrum für Krebsforschung (BZKF)